„Ruhe jetzt, Schwermütiger! Bald geht es Dir besser.“ … ??? Mit diesem nur bedingt aufmunternden Albumtitel wurde bereits Ende des letzten Jahres der Künstler Konstantin Gropper und sein Projekt Get Well Soon als kleines Independent-Musik-Wunder Deutschlands angekündigt. Diese Ankündigung erweist sich als berechtigt, wie man nach dreimaligem Hören der Platte freudig überrascht feststellen kann. Dabei ist es weniger als Wunder zu bezeichnen, dass Konstantin Gropper gebürtiger Schwabe ist, worauf in jeder Rezension hingewiesen wird, als ob Schwaben grundsätzlich unmusikalisch oder independent-unfähig wären.
Musik
Konzerte und CDs – kommentiert von Tobe
Der Frühling kann kommen: Nada Surf – Lucky
Lust auf ein richtig schönes Frühlingsalbum? Hier ist es! Nein, Nada Surf sind auch auf ihrem fünften Album nicht plötzlich zu progressiven Musikern geworden, und nein, auch mit Lucky werden die drei New Yorker nicht über Nacht zu Weltstars werden, wie es ihnen damals mit ihrer ersten Single „Popular“ passiert ist. Genauso schnell, wie sie damals hochschossen, wurden sie auch wieder vergessen… und veröffentlichen seitdem in schöner Regelmäßigkeit Alben, von stetig wachsender Qualität und so hintergründiger Schönheit, dass man den nächstbesten Menschen in den Arme nehmen und mal richtig durchknuddeln möchte.
Hot Chip – Made in the dark
Das neue Jahr hat begonnen, die Jahresabschlusslisten sind durchforstet und die wenigen übersehenen Perlen des letzten Jahres (Mumm-Ra, Okkervil River und Animal Collective) registriert, und schon wird uns der erste handheste musikalische Hype des Jahres 2008 auf die Ohren geklatscht: Die britischen Elektro-Tüftler Hot Chip, im Wesentlichen bestehend aus den beiden Anti-Coolness-Spacken Joe Goddard und Alexis Taylor, deren einnehmendes Album The warning vor zwei Jahren von der Mehrheit des Publikums noch weitgehend unbeachtet blieb, werden im Augenblick vom Dunstkreis der Musikindustrie in die Luft getreten, wie vor Ihnen zuletzt nur die Arctic Monkeys. Made in the dark ist nicht nur Album des Monats im musikexpress, nein, Musikredakteur Frank Sawatzki vergleicht die Platte in der ZEIT sogar ohne mit der Feder zu zucken mit Pink Floyd’s Überalbum The dark side of the moon und Sgt. Pepper’s von den Beatles. Klar doch! Lieber Frank, Du hast noch das Debüt der Doors und Blonde on Blonde von Bob Dylan vergessen. Nein, im Ernst, diese Vergleiche sind vollkommen unsinnig, und die Tatsache, dass jede zweite Rezension auch noch auf das ganz tolle haptische Cover hinweist, hilft der Musik auf Made in the dark auch nicht weiter.
Sigur Rós – Hvarf/Heim
Das Gefühlsleben des empfindsamen Musikliebhabers lässt sich in zwei Abschnitte aufteilen – die Zeit vor der ersten Begegnung mit Sigur Rós und die Zeit danach. In der Zeit vor Sigur Rós hielt man Radiohead für die introvertierteste Band aller Zeiten und Howard Shore für den besten Komponisten von Filmmusik. Jetzt weiß man, dass es einen Ort gibt, in den man flüchten kann, wenn die Tage zu kurz werden und die Antworten zu fern liegen. Dieser Ort liegt zwischen den Kopfhörern dieser Welt, aus denen die unwirkliche Musik von Sigur Rós klingt, die einen (je nach Veranlagung) direkt nach Phantasien, Mittelerde oder in die karge Schönheit nordischer Länder befördert.
Babyshambles – Shotter's nation
Also, hier sollen ja keine Klischees gepflegt werden, aber bei Pete Doherty drängt sich das recht plattgewalzte Sprichwort von Genie und Wahnsinn, die dicht bei einander liegen, geradezu auf. Über seinen Wahnsinn findet sich genug in der Boulevardpresse, dazu muss hier nichts mehr gesagt werden. Aber jeder, der einmal das seltene Vergnügen hatte, den ehemaligen Libertine live gesehen zu haben, weiß, dass er sich auch nicht das geringste bißchen anstrengen muss, um noch so gute Lieder zu schreiben oder zu spielen. Fast scheint es, als kämen die Songs einfach so aus ihm raus, ohne dass er groß daran beteiligt wäre.