Na, gab‘s zu Weihnachten einen dieser neuen, schicken Flachbildfernseher? Glückwunsch, die machen das Fernsehprogramm zwar nicht besser, aber zumindest das Bild schärfer. Schon die „einfachen“ HD-Ready Fernseher bringen deutlich mehr Schärfe, die Full-HD-Varianten bieten schon eine bessere Qualität als die meisten Kinoleinwände. Doch wenn man das Potential seines Fernsehers zu Hause ausschöpfen will, fangen schnell die Probleme an. Denn woher bekommt man jetzt die hochauflösenden Bilder?
Möglichkeit 1 – Silberscheiben
Hier bieten sich natürlich BluRay-Discs mit entsprechenden Zuspielern an; mein persönlicher Favorit ist da immer noch die Playstation 3 für knapp 400€, wie hier beschrieben. Wer sich das Geld für die recht teuren Scheiben und recht teuren Zuspieler sparen möchte, sollte einen DVD-Player mit Upscaling und HDMI-Anschluss investieren. Die rechnen das Bild der DVD erstaunlich gut auf Full-HD Format hoch und kosten nur um die 100€. Da kann man dann weiter seine Filmsammlung mit den deutlich günstigeren DVDs auffüllen. Der Abstrich bei der Bildqualität ist zu verschmerzen, und die zahlreichen angepriesenen Möglichkeiten der BluRay Disc werden von kaum einem Film ausgenutzt – oft finden sich die zahlreicheren Extras sogar auf der DVD.
Möglichkeit 2 – Fernsehprogramm in hoher Auflösung
Diese Möglichkeit ist zur Zeit eigentlich kaum der Rede wert. Die Privatsender haben die hochaufgelöste Ausstrahlung ihres Programms eingestellt, bevor die Zuschauer überhaupt soweit waren, es empfangen zu können. Zu Zeit gibt es nur 4 Sender, die hochauflösendes Fernsehen ausstrahlen:
- Anixe HD seit Mai 2006 über Kabel + Satellit + Internet
- arte seit Juli 2009 über Satellit
- Premiere HD + Discovery Channel HD über Satellit + Kabel, ist Pay-TV
Wer sich dieses dürftige Angebot nicht entgehen lassen will, muss sich allerdings noch die passenden Receiver (Kabel oder Satellit) anschaffen. Für Satellitenempfang sind dafür ab 100€ fällig, für Kabelempfang mindestens 200€. Anbieter wie Kabel Deutschland und Premiere knüpfen den Zugang zu ihrem Programm dabei an bestimmte, zertifizierte Geräte. Für Premiere ist ein kostenpflichtiges Abo nötig, bei Kabel Deutschland ein kostenpflichtiger Digitalanschluss.
Eine weiter Möglichkeit ist, sich das Programm per IPTV ins Haus zu holen, z.B. über die Telekom ab 50€ pro Monat (immerhin mit Telefon und schnellem Internetanschluss) oder Maxdome. Auch hier stehen dann natürlich weitere Kisten (ob nun Receiver oder Laptop) beim Fernseher rum.
Alternative 1 – Digitales Fernsehen in Standardauflösung ohne analogen Umweg
Wer der Meinung ist, dass die hohe Auflösung den ganzen Aufwand nicht wert ist, aber zumindest sein Bild digital empfangen möchte, für den ist entscheidend, auf welchem Wege das digitale Programm den Weg ins Haus findet:
über Antenne
Viele Fernseher haben bereits einen DVB-T Empfänger für terrestrisches, digitales Fernsehen eingebaut. Damit steht dem digitalen Empfang nichts mehr in Weg, außer dem überschaubaren Senderangebot und der, bedingt durch die geringe Datenrate, nur mäßigen Bildqualität.
über Satellit
Am günstigsten ist da immer noch der Empfang per Satellit (DVB-S) – Receiver mit HDMI-Anschluss gibt es ab ca. 80€, das Signal wandert dann ohne analogen Umweg in bester Qualität auf den Bildschirm – fertig.
über Kabel
Für digitalen Kabelempfang (DVB-C) benötigt man zwei Dinge: Einen Receiver und einen digitalen Anschluss. Der digitale Anschluss kostet bei Kabel Deutschland 2,90 pro Monat. Dazu benötigt man einen passenden (d.h. von Kabel Deutschland zertifizierten) Receiver. Für den bekommt man noch eine Smartcard geliehen, um die Privatsender sehen zu können, und los geht‘s – wenn auch mit Umweg über die analoge Schnittstelle, denn zertifizierte Receiver mit HDMI-Schnittstelle gibt es meines Wissens nicht.
Integrierte Receiver?
Ärgerlich ist die Situation, wenn man einen Fernseher mit eingebautem DVB-C Empfänger sein eigen nennt. Mit dem kann man, digitalen Anschluss vorausgesetzt, nämlich ohne weiteres nur die öffentlich-rechtlichen Sender empfangen. Für die Privatsender benötigt man eine Smartcard, denn die Privaten haben sich aus lizenzrechtlichen Gründen und den Zuschauern zum Trotz für eine Grundverschlüsselung (http://de.wikipedia.org/wiki/Grundverschl%C3%BCsselung) entschieden. Dass heißt für den Zuschauer, dass er eine Smartcard zum Anschauen der Privatsender benötigt. Die Smartcard erhält man aber nur, wenn man einen zertifizierten Receiver sein Eigen nennt – da dies anhand der Seriennummer des Geräts geprüft wird, gibt es mittlerweile eine regen Handel mit Receivernummern. Und selbst wenn man die Karte mit dem Digitalanschluss eh schon erhalten hat, gehen die Probleme hier erst richtig los.
Nicht-So-Smart-Card
Denn eine DVB-C-fähiger Fernseher hat keinen Steckplatz für die Smartcard. Er hat nur die Vorstufe davon, nämlich einen CI-Steckplatz. In den muss man ein CI-Modul stecken, in das wiederum die Smartcard gehört. Das Problem ist, dass die im Handel erhältlichen Module (wie etwa alphacrypt light von mascom) von Kabel Deutschland offiziell nicht unterstützt werden. Nun, das war bisher kein wirkliches Problem, denn funktioniert hat‘s trotzdem. Nur unterstützen die Module seit kurzem nicht mehr die von Kabel Deutschland herausgegebenen Karten (http://www.heise.de/ct/faq/hotline/08/25/51.shtml) . Und den offiziell unterstützen, in der Entwicklung befindlichen Standard CI+ verstehen die Fernseher dann nicht mehr. Somit schaut man hier so oder so in die Röhre. Oder beschränkt sich auf die öffentlich rechtlichen Sender.
Lizenz zum Anschauen?
Wer sich nun zurecht fragt, warum die nicht gerade mit einem ordentlichen Kundenstamm gesegneten Anbieter dermaßen kundenunfreundliche „Lösungen“ forcieren, dem sei gesagt, dass das Lizenzgründe hat. Wenn die Sender ihre Filme/Serien/Inhalte kaufen, dann sind die umso teurer, je weiter sich ein Programm verbreiten lässt. Also mit Kopierschutz ist es billiger als ohne, mit Aufzeichnung und zeitversetztem Fernsehen teurer als ohne – sofern sie die Lizenzen überhaupt erhalten. Da die Anbieter die Einhaltung des Kopierschutzes nur mit zertifizierten Geräten sicherstellen können, können sie auch nur diese unterstützen – zum Leidwesen des Kunden.
Alternative 2 – doch lieber analog?
Wem das alles zu kompliziert ist, dem bleibt immer noch der klassiche Weg über den Antennen-(oder SCART-) Eingang des Fernsehers zu gehen. Damit nutzt man zwar das Potential des Fernsehers nicht beim Fernsehen aus, sondern nur beim Filmeschauen von der Scheibe. Und schön flach ist er ja immer noch.
Jaja, was waren das noch für Zeiten, in den man einfach einen Fernseher kaufte, an die Antenne stöpselte und die drei Sender einstellte – ganz ohne Informatikstudium einfach an den drei Rädchen. Schöne neue Welt.