R.E.M. – Collapse Into Now

Wird das später mal schön, wenn man im Alter so entspannt sein wird wie die mittlerweile etwas ergrauten Herren von R.E.M. Da unterhält man sich in Interviews lieber über gutes Essen, als über die Musik auf seinem neuen Album. Auf den begleitenden Pressefotos gucken Michael Stipe, Mike Mills und Peter Buck auch dermaßen laid-back, als könne ihnen der Rest der Welt eh nichts mehr anhaben. Zu recht. Denn mit Collapse Into Now haben R.E.M. fast schon klammheimlich ihr bestes Album seit 15 Jahren veröffentlicht.

Es hat den früher vier, jetzt nur noch drei Musikern aus Georgia schon immer gut getan, an unterschiedlichen Orten aufzunehmen. Schließlich ist ihr vielleicht bestes Album New Adventures in Hi-Fi, während der Monster-Tour an unterschiedlichsten Orten aufgenommen. Collapse Into Now wurde nun in Studios in New Orleans, Nashville und Berlin aufgenommen – und das hört man!

„Discoverer“ rockt zwar wie zu besten Document-Zeiten , demonstriert aber zusätzlich eine Unaufgeregtheit wie die besseren Songs auf ihrem letzten Album Accelerate, wodurch man dieses Lied (und dann zwangsläufig das ganze Album) immer wieder auflegen und entdecken möchte. Diese Stilrichtung wird aber nur für die ersten beiden Songs beibehalten, denn ab dem dritten Lied öffnen R.E.M. noch einmal ihren ganzen Kosmos.

„Überlin“ mag ein etwas sperriger Titel (besonders für den englisch-sprachigen Markt) sein, ist aber ein so schönes Lied, dass man es gefühlt irgendwo zwischen den Klassikern „Drive“ und „Daysleeper“ einordnen möchte. „Oh My Heart“, „Everyday is Yours to Win“ und „Walk it Back“ stehen dem in nichts nach, fügen aber noch eine Facette von Altersweisheit hinzu, wodurch das Album nicht einfach nur nach einem Aufguss vergangener Großtaten klingt.

Zwischen diesen Überliedern finden sich nette Popsongs wie „Mine Smell Like Honey“, noch eine Rocknummer „Alligator_Aviator_Autopilot_Antimatter“ und das stark an die Lemonheads erinnernde „That Someone is You“. Das abschließende „Blue“ zeigt schließlich, wie R.E.M. sich den Indie-Rock der Zukunft vorstellen: Die dicht gepackten Sounds verzerrter Gitarren, der dazu brüchig fabulierende Michael Stipe und darüber schwebend die wunderschöne Stimme der Punk-Ikone Patti Smith. „Blue“ ist die Fortsetzung von „E-Bow the Letter“, auf die wir 15 Jahre gewartet haben, und ein mehr als würdiger Abschluss für ein grandioses Album.

(10 Punkte)

Diskografie von R.E.M.:
1982 – Chronic Town E.P.
1983 – Murmur
1984 – Reckoning
1985 – Fables of the Reconstruction
1986 – Life’s Rich Pageant
1987 – Dead Letter Office (B-side collection)
1987 – Document
1988 – Eponymous (Best of 1982 – 1987)
1988 – Green
1991 – Out of Time
1991 – The Best of R.E.M.
1992 – Automatic for the People
1994 – Monster
1996 – New Adventures in Hi-Fi
1998 – Up
2001 – Reveal
2003 – In time (Best of 1988 – 2003)
2004 – Around the Sun
2008 – Accelerate
2011 – Collapse Into Now

Schreibe einen Kommentar

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu