Stone Temple Pilots: Gute Nachrichten aus vergangenen Zeiten


Woran merkt man, dass man alt wird? Man steht vor der Hauptbühne auf dem Hurricane-Festival 2010, fiebert seit Stunden dem Auftritt der wiedervereinten Stone Temple Pilots entgegen, endlich kommen Scott Weiland, die DeLeo-Brüder und Eric Kretz auf die Bühne, stimmen gleich als ersten Song das hypnotisierende „Vasoline“ an, man fängt sofort unweigerlich an, zu rocken… und merkt beim dritten Lied, dass man ganz alleine tanzt.

Woran merkt man, dass man mit den falschen Freunden zum Hurricane-Festival 2010 gegangen ist… aus genau demselben Grund! Aber wir wollen milde sein. Wer die Neunziger Jahre musikalisch verschlafen hat, der weiß nicht, dass „Plush“, „Interstate Love Song“ und „Big Bang Baby“ zu den besten Songs des Jahrzehnts gehörten und dass die Stone Temple Pilots das Kunststück vollbrachten, auf der Welle des Grunge zu surfen, ohne jemals wirklich Grunge zu sein. (Okay, zugegeben, ihr Durchbruchserfolg „Plush“ klang damals schon ein wenig nach Pearl Jam, aber geschenkt!)

So ist das Victory-Zeichen auf dem Cover auch vollkommen berechtigt – allein im Jahr 2010 noch in Originalbesetzung ein neues Album veröffentlichen ist eine würdigenswerte Leistung und scheitert bei den meisten anderen Bands aus dieser Zeit schon daran, dass einige Bandmitglieder gar nicht mehr am Leben sind.

Zur Musik: Die Stone Temple Pilots klingen genau wie auf ihrem letzten Album Shangri-La Dee Da vor fast 10 Jahren, wenn auch erholter, und das ist gut. „Between the Lines“, erster Song und erste Single, rockt einem gelinde gesagt, den Arsch weg und landet mit Sicherheit auf meinem Mix Tape 2010. Und der retrospektive Refrain…

I like it when we talk about love
You always were my favourite drug
even when we used to take drugs

… zeugt davon, dass hier jemand in der heutigen Zeit angekommen ist, und nicht in einer Welt von vor 15 Jahren verharrt.

„Take a Load off“, zweiter Song und zweite Single, ist ein typisch vertrackter Song, der sich in einem fantastischen Refrain entfaltet. Auch „Hickory Dichotomy“ und das beatlesque „Dare if You Dare“ sind großartige Songs. Mit „Cinnamon“ traut sich die Band sogar sehr gelungen in etwas poppigere Geflide. Wen kümmert es schon, dass auf dem Album auch das ein oder andere schwächere Stück ist, hört sie Euch einfach nicht an! Benutzt die Skip-Taste, um zu „Fast as I Can“ zu gelangen und am Ende zu der einzigen und wunderbaren Ballade „Maver“ auf das Sofa zu sinken, die Beine hochzulegen und Euch darüber zu freuen, dass Ihr in den Neunzigern aufgewachsen seid.
(7 Punkte)

Diskografie von Stone Temple Pilots:
1993 – Core
1994 – Purple
1996 – 12 Gracious Melodies… Songs from the Vatican Gift Shop
1999 – No. 4
2001 – Shangri-La Dee Da
2002 – Thank You (Best of)
2010 – Stone Temple Pilots

2 Gedanken zu „Stone Temple Pilots: Gute Nachrichten aus vergangenen Zeiten“

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