von Rob Marshall, mit Meryl Streep, James Corden, Emily Blunt, Chris Pine, Anna Kendrick und Johnny Depp
Into the Woods zieht es gerade einige Bewohner des Märchenlandes: Rotkäppchen, um ihrer Großmutter Brot zu bringen (die Kekse isst sie lieber selber), den Bäcker mit seiner Frau, um Zutaten für einen Zaubertrank einzusammeln, Jack mit seiner Kuh, die er auf dem Markt verkaufen will, die Hexe, um ihre Ziehtochter Rapunzel zu besuchen und Aschenputtel, um am Grab ihrer Mutter Kraft zu schöpfen. Von da an verwickeln sich die Wege der Figuren in bislang unbekannter Weise, bis am Ende doch irgendwie alles auf die bekannten Happy Endings hinausläuft. Doch dann kommt die Ernüchterung…
Okay Mädels, die schlechte Nachricht zuerst: Johnny Depp ist nur kurz zu sehen. Okay Jungs, die andere schlechte Nachricht: Es ist ein Musical. Die gute Nachricht dabei: Sie singen immerhin auf englisch.
Into The Woods ist Musical Urgestein vom Broadway aus den 80ern, das nun unter der Regie von Rob Marshal mit Starbesetzung auf die Leinwand gebracht wurde. Und ich muss sagen: Es fängt gelungen an. Die Spezialeffekte halten sich in engen Grenzen, vieles wird märchengerecht tatsächlich noch der Fantasie der Darsteller überlassen. Die Story wirft die altbekannten Geschichten der Grimms in neues Licht, und die Darsteller schaffen es perfekt, mit viel Augenzwinkern und Selbstironie das Ganze nicht zu pathetisch werden zu lassen. Soviel zur Habenseite.
Wo der Film versagt ist, den Spannungsbogen über den ersten Teil hinaus zu halten. Im ersten Akt ist klar, was die Figuren antreibt, es gibt Spannung, Verwicklungen und viele schöne Momente. Im zweiten Akt ist genau das nicht mehr der Fall. Orientierungslos stapfen die Figuren durch den umgekrempelten Märchenwald, hier und da unmotiviert ein Liedchen trällernd, ohne dass der Zuschauer eine Ahnung hat, was eigentlich gerade das Problem ist. Das führte dazu, dass in unserer Vorstellung die Leute reihenweise gegangen sind. Die Fans der Bühnenversion sehen die Ursache vor allem darin, dass der zweite Akt drastisch umgeschrieben wurde, so dass von der ursprünglichen Idee, nämlich der Ernüchterung, dass nach dem Happy End im wirklichen Leben kein „glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ folgt, nichts mehr übrig bleibt. Das ist für Rob Marshall und vor allem für Disney ein Armutszeugnis. Was letztere wohl auch dazu bewog, im deutschen Trailer den Musicalaspekt zu verschweigen und Johnny Depp in den Vordergrund zu stellen, um möglichst viel argloses Publikum ins Kino zu locken, bevor sich die Qualität des Films rumspricht. Schade. (5/10)