von David Ayer, mit Jared Leto, Margot Robbie und Will Smith
„Was, wenn der nächste Superman böse ist?“ – mit dieser im Superheldenuniversum existenzbedrohenden Frage hat sich Amanda Waller nicht nur beschäftigt, sondern sie auch gleich beantwortet: Ein Schwadron Schwerverbrecher mit Superkräften, die mit einem explosiven Implantat Marke Snake Plissken gefügig gemacht werden sollen. Natürlich klappt das nicht nur nicht, sondern schafft in Gestalt der uralten Hexe Enchantress, die den Körper von Squad-Mitglied Dr. June Moon zeitweise bewohnt, genau das Problem, das sie lösen soll. Enchantress reißt aus, erweckt ihren uralten Lebensgefährten zum Leben und will, unterstützt von dramatischem Ausdruckstanz und vielen Blitzen, eine Waffe zur Auslöschung der Menschheit schaffen. Altersbedingt dauert das eine Weile, so dass der Rest des Suicide Squads nicht genug Zeit hat, einen Drink zu nehmen und ihr das Handwerk zu legen, sondern nebenbei noch ihre Beziehungen untereinander und zu Amanda Waller in Frage stellen können. Ach, und der Joker mischt auf der Suche nach seiner geliebten Harley Quinn auch noch mit.
Ich hatte mir vorgenommen, Marvel/DC/Superhelden-Quatsch grundsätzlich zu meiden. Ist nur schwierig, weil die mittlerweile 70% de Kinoprogramms ausmachen. Grob geschätzt. OK, diesmal also Suicide Squad, ohne hohe Erwartungen. Und sie wurden erfüllt. Erwähnenswert deshalb, weil dieser Film die Ausnahme ist, die meine Regel bestätigt, nach der die Personalunion aus Autor und Regisseur meistens gute bis hervorragende Filme hervorbringt (s. Whiplash). Diesmal also nicht. Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass es laut IMDb gewisse Differenzen zwischen Regisseur und Studio gab, die an vielen Stellen zu Nachdrehs und zum Umschneiden führten – Ayer hatte einen viel düstereren Film machen wollen, die Studios wollten nach dem Superman vs. Batman Flop was leichteres. Nun gut, sie haben Ayer ins Steuer gegriffen, den Film vor den Baum gefahren und versuchen mit aggressivem Marketing das Ganze noch zu retten. Na denn.
Wer ist schon normal. „Normal“ ist eine Einstellung am Wäschetrockner.
– Harley Quinn –
Nun gut, aber auch in rauchenden Trümmern findet sich noch was brauchbares. Highlights sind sicherlich Harley Quinn und der Joker. Hätte man ihnen mehr Raum gegeben und alles andere weggelassen, hätte der Film Top werden können. Stattdessen hat man noch eine hand voll Superkriminelle danebengestellt, so dass allein deren Vorstellung ein Drittel des Films beansprucht. Im weiteren Verlauf bleibt dann kaum noch Zeit, sie näher kennenzulernen, so dass sie einem in Summe egal bleiben. Ähnliches gilt für die Bösewichte, die zwar visuell beeindruckende Zerstörungskräfte haben, aber ansonsten wenig bis gar nicht bedrohlich wirken, sondern schon fast albern. Was in mir den Gedanken aufkommen ließ, dass man aus diesen Film und Ghostbusters in Summe einen guten Film hätte machen können – Enchantress quasi als Ghul, die Kräfte anderer Dimensionen beschwört, nur eben auf einem Hochhausdach, und schließlich von den Ghostbusters per kreuzen der Strahlen bezwungen wird. Doch ich schweife ab.
Suicide Squad hätte Potential gehabt, aber die Masse aus Figuren und eine totoptimierte Handlung ergeben in Summe nur einen lauwarmen Brei handelsüblicher, reich bebilderter Comic-Kost mit tollem Soundtrack, die von Harley Quinn und dem Joker zwar belebt, aber nicht gerettet wird. War zu erwarten. (5/10)