St. Pauli, Kiez und Millerntor sind ja bekannt für eine spezielle Atmosphäre und Heimspiele der ganz besonderen Art. Es ist Dienstagabend kurz vor 23Uhr als auf St. Pauli mal wieder ein ganz großer Heimspielmoment zu Ende geht, dieses Mal allerdings nur einen Steinwurf entfernt vom geliebten Millerntor.
Minuten zuvor hatten fünf Musiker, begleitet vom frenetischem Jubel der Zuschauer in der seit Wochen ausverkauften Großen Freiheit, mit den Worten: „Diese Band heisst Kettcar“, die Bühne verlassen auf der Sie zuvor ein „hammergeiles“ Konzert gespielt hatten und das ging so……
Als man ankam, wollte man werden, die Geschichte schreiben, die doofen sollen sterben, der Plan, als man damals nach Hamburg kam….“ –
Und du spürst es, es wir nichts mehr werden, du fühlst es, wie tausende Scherben, und siehst, wie der große Plan zerfällt.
10Jahre Kettcar liegen zwischen den beiden Textzeilen aus dem Titel „Landungsbrücken raus“ und der aktuellen Single „Im Club“ und doch drehen sich beide Zeilen um eines der liebsten Themen der Band – das Leben, wie man damit umgeht und wie man es in unterschiedlichen Lebensabschnitten so wahrnimmt älter zu werden. Wer glaubt den nicht daran wenn er in jungen Jahren in die große Stadt kommt er könnte die Welt zumindest ein wenig retten, nur um spätestens 10 Jahre später zu merken das es auch nicht so schlimm ist im wahren Leben gestrandet zu sein. Das geniale an Ihrer Musik liegt in dem feinen Gespür dafür die kleinen Moment mit großer Strahlkraft zu besingen mit denen sich jeder sofort identifizieren kann und einem als Zuhörer das Gefühlen zu vermitteln mit seinen Gedanken nicht allein zu sein.
„..aber irgendwie schon besser im Taxi zu weinen, als im HVV Bus oder nicht?….“
Erst vor ein paar Wochen veröffentlichte Kettcar mit „Zwischen den Runden“ ihre vierte Platte – und wieder ist es ein tolles Album, auf dem die Titel aufgeräumter und erwachsener wirken, auf dem aber auch wieder Platz für Kritik ist.
Keine Band ist für mich so sehr Hamburg wie Kettcar, eine Band so herrlich bodenständig norddeutsch unaufgeregt und ohne jegliche Starallüren. Sänger Marcus Wiebusch wirkte schon fast peinlich berührt als es ein paar Leute im Publikum es wagten zu der Ballade „Balu“ ein paar Wunderkerzen abzubrennen und das obwohl die Band das „Mädchenlied“ extra in die Mitte ihres Set verlegt hatten damit die Männer nicht wieder gelangweilt kurz vorm Ende den Saal verlassen.
Die Stimmung in der Großen Freiheit war von Anfang an grandios, das Publikum unglaublich Textsicher und auch der Band hat man nach unzähligen Hamburgkonzerten abgenommen, dass ein Heimspiel, in der so wörtlich „Karneval-City-Hamburg“, immer noch etwas ganz besonderes ist. Alles in Allem ein Heimspiel mit allen Hits und einer Setlist die keine Wünsche offen ließ!
„Home is where your Heart is“
Setlist Kettcar (Große Freiheit, Hamburg, 06.03.2012)
- Rettung
- 48 Stunden
- Schweben
- Graceland
- Kein Außen mehr
- Balkon gegnüber
- Ein Mann kommt in die Bar
- Balu
- Nach Süden
- Money left to burn
- Bill Gates, Stockhausen und ich
- R.I.P
- Wäre er echt
- In deinen Armen
- Im Taxi Weinen
- Ausgetrunken
- Im Club
Zugabe 1:
- Deiche
- Ich danke der Academy
- Am Tisch
Zugabe 2:
- Schrilles buntes Hamburg
- Landungsbrücken raus