von Stephen Spielberg, mit Jamie Bel, Daniel Craig, Simon Pegg, Cary Elwes und Andy Serkis
Reporter Tim ersteht auf dem Flohmarkt ein hübsches, altes Modellschiff. Kaum bezahlt, geht schon der Ärger los: Ein Fremder warnt ihn vor den Gefahren des Schiffes, und wird kurz danach erschossen. Nicht ohne Tim einen Hinweis zu hinterlassen, der ihn letztlich auf die Spur eines sehr alten Schatzes führen wird. Doch bevor er den schlussendlich in seinen Händen hält, gilt es viele Gefahren zu überstehen, zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Da braucht er jede Art von Hilfe, aber mit seinem treuen Struppi, Kapitän Haddock und (bedingt) den Komissaren Thomson & Thompson muss er sich darüber keine Sorgen machen. Die bereitet ihm schon sein durchtriebener Widersacher Ivanovich Sakharine…
Die Geschmäcker sind ja verschieden. Sven war begeistert, ich nicht. Soviel schonmal vorweg.
Im Prinzip ist den Abenteuerfilmveteranen Steven Spielberg ein schöner Abenteuerfilm gelungen – tolle Helden, tolle Schurken, tolle Schauplätze und schöne Rätsel. Auch der Realismus der computererzeugten Welten ist famos und technisch auf neuestem Stand. Was mich auf die ebenso mit größtem technischem
Aufwand erzeugten Hauptfiguren bringt. Die überzeugen (mich) nämlich nicht.
Das zieht sich bei Dreamworks durch die Animationsfilme (Polar Express, Weihnachtsgeschichte), die durchweg mittels aufwendigstem Motion-Capturing Figuren animierten und über unnatürlich starre Puppenmimik kaum herauskamen – trotz hochkarätiger Darsteller. In diesem Film ist es zwar etwas besser, aber noch nicht überzeugend: besonders Tim wirkt immer noch unnatürlich, seine Mimik starr und und seine Bewegungen künstlich. Was mal mehr, mal weniger auch für die übrigen Figuren gilt. Einzig der (von dem Motion-Capture Veteranen Andy Sekis aka Gollum) Captain Haddock kommt von der Gestik recht natürlich rüber – anscheinend wirkt etwas Overacting hier Wunder.
Kleine Randbemerkung: Dass es besser geht, zeigen Pixar (die selbst Autos, Fische und Roboter menschlich erscheinen lassen können, und das mit solider Handanimation) und James Cameron (Avatar, mit gelungenem Motion Capture).
Zurück zum Film. Abseits von Gestik und Mimik haben mich dann noch ein Übermaß an Action und eine Reihe von Ideen gestört, die ich denen einfach nicht abnehme: Da stürzt ein Flugzeug ab, zerlegt sich beim Überschlag im Wüstensand und bleibt schließlich im Sand stecken. Mit laufendem Propeller. Klar doch, Pilotenalltag. Oder der: Treibstoff alle. Lösung: Haddock rülpst seine Alkoholfahne in den Tank, die Jungs können weiterfliegen. No comment. Letztes Beispiel: Die Kranschlacht. Mit tonnenschweren Hafenkränen hauen Haddock und Ivanovich sich hochdynamisch und frei von Massenträgheit die Hucke voll. Och nöh.
Ja, ich weiß, es ist ein Comic. Da muss nicht alles realistisch sein. Aber wenn ich einem Comic schon mit unglaublichem Aufwand so realistisch wie technisch gestalte, darf ich auch fragen, warum man nicht mit deutlich weniger Aufwand die Lücken im Drehbuch stopft. Oder die Autoren mal auf einen Sportflugplatz, ein Schiff und einen Ladekran schickt, damit die sich sowas mal in echt anschauen. Recherche treiben halt.
Aber OK, das haben sie nicht getan, und so haben bin ich vor lauter Aufregen kaum dazu gekommen, dem Film die angemessene Neutralität entgegenzubringen und das von Fans bewunderte Geschick bei der Umsetzung vom Buch zum Film zu bestaunen. Pech halt. (6/10)