Die schlechte Nachricht: Das 2008er Konzert von Death Cab for Cutie war um Längen besser als das diesjährige. Natürlich gab es auch diesmal Höhepunkte. Alleine „I’ll follow you into the dark“ von Ben Gibbard solo gespielt, „I will possess your heart“ mit dem überwältigendem, komplett vorgetragenem Intro und schließlich der Song, seit dem man in diese Band vernarrt ist, „Transatlanticism“, lohnen den Konzertbesuch. Dazwischen aber eine viel zu lange, unstrukturierte Setlist, lieblos und zu schnell herunter gespielte Songs wie z.B. das (eigentlich wunderbare) „Marching Bands of Manhattan“, ein völlig zappeliger Ben Gibbard, der sich selbst bei ruhigen Stücken bewegt wie jemand, der zum ersten Mal auf Schlittschuhen steht, und dann auch noch das total vergeigte (eigentlich grandiose) „You are a tourist“, erste Single ihres neuen Albums Codes and Keys.
Jetzt aber die gute Nachricht: Wir haben THE HEAD AND THE HEART gesehen!
Da betreten sechs junge Musiker aus Seattle sehr bescheiden die Bühne, fangen noch recht verschüchtert an zu spielen und legen ein sechsminütiges erstes Stück vor, das klingt, wie aus fünf unterschiedlichen Liedern zusammengesetzt und versprühen dabei auf ihren Instrumenten und mit ihrem dreistimmigen Gesang eine Spielfreude, dass alle Zuhörer vergessen, an ihren Bierbechern zu nippen. Während man sich nach dem ersten Stück noch verwundert die Augen (und Ohren) reibt, machen The Head and the Heart, die gerade erst ihr selbstbetiteltes Debutalbum veröffentlicht haben, munter weiter.
Musikalisch kann man die Band mit den beiden Sängern Josiah Johnson und Jonathan Russell und der doch ziemlich weltentrückt wirkenden Sängerin Charity Rose Thielen irgendwo zwischen den Fleet Foxes, Mumford&Sons und Arcade Fire einsortieren. Das Songwriting ist erfrischend unausgereift und geprägt von dem Drang, jedem Lied noch eine weitere Facette hinzufügen zu müssen. Die dreistimmigen Gesangsparts sind wunderbar arrangiert und treffender kann das Bonmot „sich in die Herzen der Zuhörer spielen“ nicht verwenden. Um es kurz zu machen: Das war die beste Vorband, die ich je gesehen habe (und diese Meinung teilen tatsächlich alle vier Mitbesucher dieses Konzerts).
Ob es nun das folkig-eingängige „Down in the Valley“ war, oder der Moment in „Rivers and Roads“, in dem Charity Rose ihre erste Solostelle singt, und man doch ganz erheblich schlucken musste, als einen diese kräftige und doch brüchige Stimme zum ersten Mal trifft, spätestens beim „Winter Song“, bei dem jeder der drei Sänger seine eigens interpretierte Strophe singt, kämpfte das halbe Publikum mit den Tränen.
Unvorbereitet trifft es einen doch immer noch am meisten.
Jau, ein wirklich schöner Abend mit viel guter Musik und einer Vorband die mehr als zu überraschen wusste und seither zurecht in meinem IPOD eine feste Größe ist. Mehr davon………
….Ben Gibbard erinnerte mit seinem Bewegungsdrang ein wenig an einen aufgedrehten Duracel-Hasen…….ohne rosa Plüsch.