Als ich im Jahr 2004 das erste Mal einen Blick auf die majestätischen Cuernos im Nationalpark Torres del Paine werfen durfte, war für mich klar, ich werde wiederkommen. Nun gut, wird der geneigte Leser denken, sagt man das nicht immer unter dem ersten Eindruck einer Reise und macht es dann doch nicht, da die Welt noch soviel mehr für einen bereit hält, das es zu entdecken lohnt? So hat es dann auch fünf Jahre, in denen ich immer woanders unterwegs gewesen bin, gedauert, bevor ich mein Versprechen tatsächlich wahr machen konnte, um in den wohl schönsten Nationalpark Patagoniens zurückzukehren.
Allerdings konnte ich ja nicht ahnen, was sich der Wettergott für meinen zweiten Besuch ausgedacht hatte, vor allem, da ich im Jahr 2004 mit sehr viel Sonne vom Wetter verwöhnt wurde, aber lest am besten selbst……….
Torres del Paine oder frei uebersetzt „Die Türme vor dem Gletschersee“ ist der Name eines 1810 Quadratkilometer großen Nationalparks in den chilenischen Ausläufern der südlichen Anden. Drei steile Granitblöcke auf der Westseite der Gebirgsformation sind Namensgeber und Wahrzeichen in einem. Bis auf eine Höhe von fast 3000 Meter ragen hier die bizarr und bedrohlich wirkenden Granitkolosse aus dem Boden (Besonders die „Cuernos“ – Hörner – auf der Suedseite sind imposant) und locken jährlich unzählige, wanderwillige Besucher aus aller Welt an, um sich mit den patagonischen Elementen zu messen.
Ehemals im Privatbesitz einer großen Schafsfarm (Estancia) ist das gesamte Gebiet rund um die Gebirgsformation seit 1959 Nationalpark und seit 1978
auch Biosphärenreservat der UNESCO. Glücklicherweise zeigt die Ernennung zum Nationalpark und die damit verbundene Konservierung dieses Naturlebensraumes, trotz der jährlich gut 120000 Besucher, besonders in den Tierbeständen sehr gute Erfolge. So sieht man fast überall wilde Guanacoherden (eine Lamaart) grasen, Kondore über den Bergen kreisen, Flamingos in den Lagunen nach Futter suchen oder Nandus (eine Art Straussenvogel) durch die Steppe laufen. Die Guanacos sind dabei so zahm, dass sie sich nicht mal von den durchfahrenden Bussen aus der Ruhe bringen lassen und gemütlich über die Straße traben.
Man sagt nicht umsonst, dass man hier alle vier Jahreszeiten an einem Tag erleben kann und das Wetter wechselt häufig mehrfach am Tag in sehr kurzer Zeitspanne. Zu allem Überfluss ist in diesem Jahr mal wieder der 10 jährige Zyklus erreicht, in dem das Wetterphaenomen El Nino für weitere Wetterkapriolen sorgt. So war die Wetterprognose, die mich am Nationalparkeingang erwartete, auch alles andere als gut und sollte sich mehr als bewahrheiten.
Ambitionierte Wanderer umkreisen das Bergmassiv in 8-9 Tagen komplett. Die klassische Route beschreibt allerdings, in einer 4-5 tägigen Wanderung, ein W entlang der südlichen Parkseite. Die 3 Schenkel des W führen einen dabei zum Gletscher Grey, ins Valle de la Fraces, sowie zu den Torres selbst. Diese Route habe ich im Jahre 2004 schon einmal erfolgreich absolviert und wollte sie auch in diesem Jahr angehen. Leider musste ich aber schon nach der ersten Nacht bei Windstärke 8-9, einem gut 10 stündigen Dauerregen und einer Nachttemperatur von 4 Grad einsehen, dass es mit meiner Ausrüstung wohl besser ist, mein Lager am Lago Pehoe nicht mehr abzubauen, solange mein Zelt trocken ist, und mich lieber auf ein paar Tageswanderungen zu konzentrieren.
Nach einem verregneten Vormittag, an dem an Wandern nicht zu denken war, führte mich mein erster Ausflug ins ca 10-12 Kilometer entfernte Valle de la Frances, dem vielleicht schönsten Teilstück des Parks. Die Wanderung führt entlang eines Sees, immer mit Blick auf die mächtigen Cuernos, um nach einer Hängebrücke in ein Tal einzubiegen, aus dem man auf beiden Seiten (zumindest bei gutem Wetter) auf die bizarren Felsformationen blicken kann. Leider zogen auch hier immer wieder Wolkenfelder durch, so dass große Teile des Panoramas verhüllt wurden.
Nach einer weiteren regenreichen und kalten Nacht führte mich die folgende Tageswanderung eine 11 Kilometer lange Strecke entlang des Lago Grey direkt zur Kante des gleichnamigen Gletschers. In der vorgelagerten Gletscherlagune sammeln sich große Eisberge aus Abbrucheis und ergeben mit ihrem dunklen blau ein bizarres Bild, vor allem, wenn der Tag grau in grau ist und es immer mal wieder regnet.
Auch wenn das Wetter bei meinem Besuch wirklich sehr schlecht war, entschädigten kurze Momente der Wetterbesserung immer mal wieder für kalte Nächte und von der Feuchtigkeit durchnässte oder klamme Kleidung. Wer die Cuernos im Torres Nationalpark einmal in ihrer vollen Größe und Schönheit gesehen hat, wird verstehen, warum man dafür auch unter widrigen Bedingungen in der patagonischen Wildnis sein Zelt aufschlägt. Dennoch hatte ich nach 3 Nächten und 4 Tagen genug und bin zurückgekehrt in die Zivilisation.
Zum Abschluss nochmal der Vergleich des Panoramaausblicks, der sich mir bei der Überfahrt mit dem Katamaran am Lago Pehoe bot. Ich glaube, die Bilder lassen erahnen, warum dieser Flecken Erde so besonders ist, der Anlick ist bei jedem Wetter wirklich atemberaubend. Interessant ist vor allem der Neuschnee, der in den 4 Tagen meines Aufenthaltes auf den Cuernos gefallen ist…….ja, es war wirklich kalt und feucht – Brrr.
Nachdem ich meine nassen Klamotten getrocknet, meine Jacke nähen gelassen (ja, ja der Wind) und eine Nacht im Warmen geschlafen habe, geht es morgen auf zu den nächsten Wanderungen im nördlichen Teil des Los Glaciares Nationalparks. Rund um El Chalten, dieses mal aber ohne Zelt. Hier habe ich noch eine Rechnung mit einem anderen Berg offen, dem Fitz Roy, der sich bei meinem letzten Besuch erfolgreich hinter dicken Wolken vor mir versteckt hat. Davon dann demnächst mehr an dieser Stelle…..
Hallo Sven,
herrliche Bilder!! Vorallem die letzten beiden gefallen mir besonders!
Dir noch viel Spaß,
Anna
Hallo Sven,
also Eis und Schnee hättest du günstiger haben können und mit dem Auto sich durch Hamburg´s Straßen zu quälen stellt auch ein kleines Abenteuer jeden Tag aufs Neue dar! Allerdings sind die Bilder wirklich traumhaft schön und ich kann nur erahnen was du jeden Tag erleben darfst. Ich hoffe das sich das Wetter bald bessert und du noch viele schöne Fleckchen bereisen kannst. Freue mich auf deinen nächsten Bericht! Viel Spaß noch….