Inglourious Basterds

Inglourious Basterds

von Quentin Tarantino, mit Brad Pitt, Christoph Waltz, Mélanie Laurent, Eli Roth, Michael Fassbender, Daniel Brühl, August Diehl und Diane Kruger

Inglourious Basterds
Inglourious Basterds

„Es war einmal im von Nazis besetzten Frankreich…“ – so der Titel des ersten von fünf Kapiteln des neuen Tarantino Streifens. Nazi-Offizier Hans Landa stattet einem französischen Bauern einen Besuch ab. Höflichkeiten werden ausgetauscht, Milch getrunken, Pfeifchen geschmaucht. Doch der eigentlich Zweck des Besuchs ist eine jüdische Bauernfamile, die Landa im Haus versteckt wähnt. Und Landa ist der Beste, wenn es um das Aufspüren von Menschen geht. Und das sind zur Zeit nunmal Juden, warum sollte er sich da mit seiner Gabe zurückhalten.
Kapitel 2. Lt. Aldo Raine nordet seine Kompanie ein. Sie werden zusammen im besetzten Frankreich abgesetzt, um Nazis zu töten. Und zu skalpieren. Aldo erwartet viele Skalps von seinen Leuten.
Kapitel 3. Der Kriegsheld und zukünftige Star des neuesten Propaganda-Filmes aus dem Hause Goebbels hat sich in Kinobesitzerin Shosanna verguckt. Um ihr Herz zu gewinnen, lässt er die Filmpremiere in ihr Kino verlegen. Doch er ahnt nicht, dass ihre Familie einst von Nazis abgeschlachtet wurde. Und das sie das zu rächen versucht.
Kapitel 4. Lt. Hicox erhält den Auftrag, zusammen mit den Basterds die Filmpremiere, nun ja, zu sprengen. Dazu soll sie die Doppelagentin und Star der Ufa Bridget von Hammersmark Zugang zur Feier verschaffen. Doch schon beim ersten Treffen in einer französischen Taverne kommt ihnen die ein Besäufnis deutscher Soldaten, samt des misstrauischen Majors Hellstrom, dazwischen. Die sich anschließende Schießerei dezimiert die Reihen der Basterds empfindlich.
Kapitel 5. Die Handlungsstränge laufen im Saal des Kinos zum furiosen Finale zusammen.

Um die wichtigsten Einwände vorwegzunehmen: Dieser Film spielt nicht in unserer Welt, sondern in einem parallelen Universum. Dem Tarantino Universum. Es ist schwierig zu sagen warum, aber Inglorious Basterds fesselt von der ersten Sekunde an. Ob es nun an der Musik, den Titeln im Retro-Look oder den Dialogen liegt, ist schwer zu sagen. Aber Tarantino ist eben ein Genie, und die habens nunmal im Blut. Bereits in der Eröffnung zeigt er uns meisterhaft, wie man mit zwei Personen an einem Tisch, die sich unterhalten, eine nervenzerfetzende Spannung aufbaut, die andere mit millionenschweren Computeranimationen nie erreichen werden. Jeder Satz ein funkelndes Juwel, entfalten sich die Dialoge, hintergründig und scharf wie eine Klinge, Schicht für Schicht, bis sich deren Kern in einem meist kurzen, aber heftigen Finale entlädt. Vorher stehen oder sitzen eigentlich immer nur alle herum und reden – das nenne ich mal einen Umgang mit Erwartungshaltungen. Dieses Schema zieht sich auch durch die übrigen Kapitel, so dass bei 150 Minuten Spielzeit 140 auf Dialoge entfallen, ohne das der Film langweilt. Das sollte Schule machen.
Als zweite große Stärke erweisen sich die deutsch-österreichischen Schauspieler, die Tarantino angeheuert hat. An erster Stelle muss Christoph Waltz genannt werden. Seine Leistung ist so überwältigend, dass er selbst Brad Pitt unscheinbar erscheinen lässt. Seine Präsenz ist körperlich spürbar, sein Spiel so präzise und tiefgehend wie die Figur die er verkörpert. Kurz, er spielt Oscar-reif. Wow. Was nicht heißen soll, dass die übrigen Darsteller sich hinter ihren Leistungen verstecken müssen. Mit Ausnahme von Til Schweiger, der sich wie üblich, aber gekonnt, selbst spielt, zeigen sie, was sie in einer „echten“ Filmproduktion mit unendlich viel Zeit und Geld zu leisten vermögen. Ob nun Daniel Brühl, Gedeon Burkhard oder August Diehl – sie alle sind ein Genuss auf der Leinwand. Ein Nebeneffekt ist der, dass endlich mal auch im O-Ton die bösen Nazis mal ein akzentfreies, oder wenn erforderlich auch eins mit unterdrücktem britischen Akzent, Deutsch sprechen. Der Film mit seinem Sprachvielfalt und den geschliffenen Dialogen ist daher auch prädestiniert für die Originalfassung.
Der Rest ist eine durchgehend fantastische Leistung, lediglich ein kleine Durststrecke im mittleren Teil wird ihm von einigen Kritikern angekreidet. Mich hat es nicht gestört, geschweige denn, dass es mir aufgefallen wäre. Stattdessen ist mir aufgefallen, dass hier ein ganz großer Liebhaber des Kinos am Werk ist, der diese Liebe in jeder Sekunde auf die Leinwand zu projizieren vermag. Und dass ist ein Genuss, wie man ihn im Kino selten erlebt. Danke! (9/10)

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