Gran Torino von Clint Eastwood, mit Clint Eastwood, Bee Vang, Christopher Carley und Ahney Her
Hmmmm. Walt Kowalski ist leicht gereizt. Seine Frau ist nach langen Ehejahren verstorben und seine Enkelin erscheint bauchfrei zur Beerdigung. Der junge Priester will ihm was über Leben und Tod erzählen. Seine Söhne wollen ihn ins Altersheim stecken. Seine Enkelin will seinen Gran Torino. Und seine Nachbarschaft wird besteht nur noch aus Chinesen. Aus Leuten, die er damals im Korea-Krieg getötet hat. Hmmmm. Ein bisschen versteht man ihn schon, den guten Walt, sorry, Mr. Kowalski natürlich. Und während er einfach nur noch seine Ruhe vor der respektlosen Jugend haben und seinen Lebensabend in Ruhe auf der Veranda mit kaltem Bier vor dem frisch gemähten Rasen genießen will, gibt es Stress. Denn der Sohn seiner neuen Nachbarn, der chinesischen Familie Lor, hat Ärger mit einer chinesischen Gang. Die will ihn nämlich anwerben und schreckt dazu auch vor Handgreiflichkeiten nicht zurück. Doch die enden leider auf Walts Rasen, und da ist der Spaß für ihn vorbei: Mit erhobener Waffe scheucht er die Rüpel von seinem Grundstück, und rettet so leider auch den Nachbarssohn Thao. Aus Dank wird er fortan mit Blumengestecken, Essen und Geschenken geradezu überschüttet, Widerstand ist zwecklos. Nach einigen Besuchen schafft Thaos Mutter Sue es mit ihrer direkten Art schließlich, den alten Griesgram zu knacken, der sich fortan immer mehr mit den Lors anfreundet. Und die sorgen sich um Thao, der immer noch mit der Gang Probleme und wenig entgegenzusetzen hat. Also nimmt sich Walt des Jungen an, um aus ihm einen (in seinen Augen) richtigen Mann zu machen. Doch die Chinesengang sabotiert hartnäckig sein Werk. Als die Lage schließlich eskaliert und Sue verletzt wird, bleibt Walt nur noch ein Ausweg: der alte Mann muss in eine letzte Schlacht ziehen… Ich kann’s nicht oft genug sagen: Mit Clint Eastwoods Filmen kann man nichts falsch machen. Und dieser hier ist wieder einmal großartig. Glänzend besetzt ist er in seiner Rolle als alter Kriegsveteran, der sich in der Moderne kaum noch zurechtfindet und den Verfall der Werte bedauert, für die er damals in den Krieg gezogen ist. Und gerade bei den verhassten Nachbarn findet er diese Werte wieder, die ihnen keine andere Wahl lassen, als den alten Sturkopf als Helden zu feiern. Tja, Familie kann man sich nicht aussuchen, aber Freunde fidnet man an den verrücktesten Orten. Ausgerechnet zwischen Walt und Thao entsteht eine solche Freundschaft. Der Alte lässt den Jungen an seiner prall gefüllten Werkstatt von Erfahrungen (Achtung, Metapher!) teilhaben, damit der seine eigenes Leben in Schuss halten kann. Und wenn der alte Knacker dem jungen Einwanderer zeigt, wie man sich beim Friseur richtig verhält, bleibt kein Auge trocken. Kunstvoll schafft es Eastwood immer, die Balance zwischen Humor und Drama zu wahren, knackige Onliner wechseln sich ab mit leiser Sozialkritik.
Die Königsdisziplin des Films ist das Ende. Dafür zieht er schließlich noch mal alle Register seines Könnens: alles fügt sich zusammen, die Bösen werden bestraft, die Guten belohnt, und die Faulen gehen leer aus – Naivität hin oder her, es tut gut so. Ewige Nörgler mögen vielleichtden Hang zu Selbstjustiz bemängeln. Oder auch etwas flache Charakterzeichnungen, zwischen gut, böse und nutzlos finden sich nur wenige Schattierungen. Aber verdammt, wirklich gute Filme dürfen das! So ist dieser Film auch genau das: Großes, unterhaltsames, nachdenklich stimmendes Kino, ein Plädoyer für Toleranz, für Werte und für echte Männer; nur aber hoffentlich nicht Clint Eastwoods letzter Film. Weiter so! (9/10)