Es ist natürlich fast schon ein Scherz, wenn Conor Oberst jetzt sein erstes Soloalbum veröffentlicht. Was anderes waren denn die bisherigen Bright Eyes Alben!? Aber was soll’s, Untätigkeit kann man ihm ein gutes Jahr nach Cassadaga nicht gerade vorwerfen, höchstens einen Funken Beliebigkeit, sowohl in der Musik auf dem selbstbetitelten neuen Album als auch in der Auswahl der Stücke, die er seinen Anhängern regelmäßig präsentiert.
Conor Oberst beginnt wie jede bisherige Mondlandung: am „Cape Canaveral“. Ein Song der auch auf sein bisher bestes Album I’m wide awake, it’s morning gepasst hätte, spärlich akustisch instrumentiert mit gedoppelter, eindringlicher Stimme und überraschend eingängiger Melodieführung. Doch schon der zweite Song „Sausalito“ zeigt exemplarisch das Dilemma des Albums auf. Auf einer Hacienda in Mexico entstanden, hat sich in den einen oder anderen Song ein recht vorhersehbarer Sombrero-Sound eingeschlichen, den man sonst eher schmerzlich mit Calexico in Verbindung bringen würde. Auf der anderen Seite sind immer wieder Songperlen von zerbrechlicher Schönheit zu finden. „Lenders in the Temple“ oder auch „Eagle on a Pole“ vereint alles, was man an Bright Eyes schon immer mochte. Der erste (und kürzeste) Rock-Song von Conor Oberst „NYC-Gone, gone“ ist eine gelungene Überaschung, „Danny Callahan“ ist der Ohrwurm des Jahres und die erste Single „Souled out!!!“ ist angenehm hituntauglich.
Dazwischen nerven leider ein paar Mexico-Lieder von der Stange, allen voran „Moab“ mit der schauderhaften „There’s nothing that the road cannot heal“-Attitüde. Das ist schade und während man das wunderbare letzte Stück „Milk Thistle“ hört, kann man es nicht verhindern, wehmütig daran zu denken, welch perfekte Platte Conor Oberst aus den jeweils besten Songs seiner letzten beiden Alben hätte schaffen können.
(7 Punkte)
Tipp: Das Album kann in voller Länge auf der website www.conoroberst.com angehört werden.