Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street
von Tim Burton, mit Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Alan Rickman und Sacha Baron Cohen.
Benjamin Barker ist zurück, und er sinnt nach Rache im London des 19. Jahrhunderts. Rache dafür, dass ihn der verkommene Richter Turpin vor Jahrzehnten nach Übersee verdammte, nur um ungestört seine Frau missbrauchen und sein Kind adoptieren zu können. Unter dem Namen Sweeney Todd macht der gelernte Barbier sich also an die Arbeit, sich kehleschlitzenderweise an seinem Widersacher von damals zu rächen. Volle Unterstützung hat er dabei von der Bäckerin und heimlichen Bewunderin Mrs. Lovitt, die händeringend Frischfleisch für ihre Pasteten braucht – und zwar reichlich…
Auf die Idee, die Geschichte des rasiermesserschwingenden Barbiers als Musical auf die Bühne zu bringen, muss man erstmal kommen. Ist man auch, und zwar 1979. Damals feierte Stephen Sondheims gleichnamiges Singspiel am Broadway Weltpremiere, und heimste 3 Tony-Awards ein (darunter für bestes Musical). Heute, fast dreißig Jahre später, bringt Tim Burton das Stück mit Stammbesatzung (Depp und Bonham Carter) auf die Leinwand und heimste einen Oscar für die beste Ausstattung ein. Warum nur so wenig? Nun, die Ausstattung und die Kostüme sind wirklich phänomenal und ein perfekter Spiegel sowohl der düsteren Handlung als auch des Geisteszustandes seiner Protagonisten. Auch die Schauspieler sind gewohnt gut und routiniert, wobei mich der Auftritt von Sacha Baron Cohen (Na, klingelts? Richtig, Borat/Ali G) am meisten beeindruckt hat – der Kerl kann wirklich schauspielern und singen!
Der Fehler von Burton war allerdings, sich recht eng an die Bühnenhandlung zu halten, und die ist einfach zu vorhersehbar. Die Vorgeschichte wird nur in einer kurzen Rückblende angedeutet, somit fällt die interessante Wandlung von Barker zu Todd weg und das Potential für eine Entwicklung der Figur verschenkt. Spannung kommt hauptsächlich in der ersten Hälfte auf, bis endlich die erste Kehle geschlitzt wurde. Danach wird es so beliebig wie die Auswahl der Opfer, die gleich reihenweise in den Keller plumpsen und die Spannung mitnehmen. So kämpft sich der zweite Teil durch Leichen und Verwicklungen, bis am Schluss dick die Moral von der Geschichte (Rache lohnt nicht, wow.) aufgetragen wird. Humor bleibt, von drei passablen Gags abgesehen (Stichwort: „Das ist was anderes.“, „Wie romantisch. – Ja!“ und dem ginsaufenden Jungen), meist auf der Strecke, und auch die Musik reißt nicht wirklich vom Stuhl. Und dann nützt auch die beste Ausstattung nichts mehr.
Kurz, eine originelle Idee, die ihren Erfolg vom Broadway trotz guter Randbedingungen nicht mit auf die Leinwand nehmen konnte – schade. (7)