Lust auf ein richtig schönes Frühlingsalbum? Hier ist es! Nein, Nada Surf sind auch auf ihrem fünften Album nicht plötzlich zu progressiven Musikern geworden, und nein, auch mit Lucky werden die drei New Yorker nicht über Nacht zu Weltstars werden, wie es ihnen damals mit ihrer ersten Single „Popular“ passiert ist. Genauso schnell, wie sie damals hochschossen, wurden sie auch wieder vergessen… und veröffentlichen seitdem in schöner Regelmäßigkeit Alben, von stetig wachsender Qualität und so hintergründiger Schönheit, dass man den nächstbesten Menschen in den Arme nehmen und mal richtig durchknuddeln möchte.
Wie immer bei Nada Surf (insbesondere den letzten beiden Alben) klingen die Lieder beim ersten, zweiten und dritten Durchgang nach schönen aber unspektakulärem und etwas weichgespültem Indie-Rocksongs (der Begriff „High-School-Rock“ sollte unter allen Umständen vermieden werden), welche dann mit der Zeit ihre Ecken und Kanten offenbaren und gerade dadurch einen lang anhaltenden Effekt erzielen. Nicht umsonst löst allein der Gedanke an „Inside of love“ aus dem Jahr 2002 einen mehrtägigen Ohrwurm aus, der sich vermutlich nur unter Dauerbeschallung mit dem neuen Album „Lucky“ in den Griff bekommen lässt. Auf diesem sind es nun insbesondere die ersten drei Stücke, „See these bones“, „Whose authority“ und das beatleske „Beautiful beat“, die sich völlig unerwartet ins Ohr setzen und Endorphinschübe auslösen, dass man meint, der Frühling wär schon da.
Die beiden lupenreinen Liebeslieder „Are you lightning?“ und „I like what you say“ sind fast zu naiv schön, um wahr zu sein. Das einzige, naja, „Experiment“ wagen Nada Surf mit dem vorletzten Stück, „The fox“, in dem mit verzerrten Delay-Gitarren, pointierten Drums und mehrstimmigen Vocals gearbeitet wird. Als finaler Höhepunkt des Albums muss schließlich noch das Duett „The film did not go round“ (mit Lianne Smith) genannt werden. Einen sehnsüchtigeren und zugleich tröstlicheren Abschluss eines Albums wird man dieses Jahr lange suchen.
(9 Punkte)
Diskografie von Nada Surf:
1995 – High/low
1998 – The proximity effect
2002 – Let go
2005 – The weight is a gift
2008 – Lucky
Egal wie gut, mich knuddelst Du nicht!